Kritik in den Schaffhauser Nachrichten vom Montag, 14. November 2016

Kraftvolle Musik, in kleiner Besetzung serviert

Red Box im «Orient»

VON DOMINIC CAVIEZEL

Das Musikduo Red Box lud am Freitag im intim eingerichteten Musikklub Orient zum ersten Konzert in seiner neuen Besetzung. Sänger Patrick Stoll und die frisch dazugestossene Gitarristin Monika Hagmann bewiesen mit einem grossteils neuen Repertoire, dass die Band auch nach ihrem Abschied von Gitarrist Martin Gisler weiterhin musikalisch mitreissen kann. Stolls volle und bewegliche Stimme und die vielfältige Gitarrenbegleitung schafften es, auch kraftvollen Liedern wie «Roxanne» oder «A Hard Day’s Night» in stärkstreduzierter Besetzung ohne Verlust gerecht zu werden. Daneben hat die Band aber auch eigene Lieder wie das Titellied ihrer Platte «Handle With Care» im Repertoire.

Das Duo spielt zwar Songs aus dem ganzen englischen und neu auch aus dem deutschen Sprachraum, doch der Begriff «Nachspielen» wäre verfehlt. Es ist erfrischend, dass nicht in erster ­Linie die Performance der Originalkünstler imitiert wird. Im Vordergrund stehen die Stücke, nicht deren Autoren. Die Reduktion des Arrangements auf eine tragende Gitarrenstimme und Gesang setzt bei den Musikern eine intensive Auseinandersetzung mit der Essenz der Stücke voraus.

Dass dabei nicht an die manchmal etwas bisslose Singer-Songwriter-­Masche angehakt wird, ist vital, die geschaffene Energie bemerkenswert. «Monika hält alles zusammen, sie muss unglaublich präsent sein», erklärt Stoll. «Ich fühle mich wohl mit ihr. Ich vermisse nie andere Musiker. Wenn man zu zweit ist, bekommt man viel Platz und kann auch mehr improvisieren.» Die Vielseitigkeit der Musikerin beweist sich darin, dass sie unter anderem auch in einer Death-Metal-Band Bass spielt.

Zur gemütlichen Stimmung tru-gen neben den extra für Red Box rot verkleideten Lampen auch der Charme und die Nähe dieser sympathischen Band bei. Vor dem Konzert begrüsste Stoll jeden Gast persönlich und widmete das Lied «Still Crazy After All These Years» von Paul Simon seiner Mutter, die in der ersten Reihe sass. Die Zukunft der Band ist noch sehr offen, wie Stoll erklärt. «Es gibt noch keinen Masterplan», sagte er. «Wir sind daran, uns kennenzulernen, und haben bereits einen Haufen Ideen.»